Es ist ein sonniger Freitagmorgen. Am Verlagsgebäude der Volksstimme in der Bahnhofstraße 17 in Magdeburg deutet ein langes Absperrband darauf hin, dass heute etwas Besonderes los sein muss. Es ist Zeit für die Leser-Reisen Abschlussfahrt. Es geht ins Weserbergland. 70 Reisende wollen auf den Spuren der Gebrüder Grimm wandeln. Die berühmten Geschwister wanderten zu Lebzeiten vor mehr als 200 Jahren entlang des Weserlaufs und ließen sich von geheimnisvollen Orten inspirieren. Entstanden sind die weltberühmten Märchen wie Dornröschen, Hänsel und Gretel, Rapunzel oder der Rattenfänger von Hameln. Doch zuvor gilt es die wichtigsten Personen dieser Unternehmung in Empfang zu nehmen – unsere Volksstimme Leser.
Es ist morgens 8.30 Uhr. Der bequeme Haustürtransfer lässt sie nach und nach mit den Taxis am Verlagsgebäude eintrudeln. Im Foyer sind zwei Counter für den Check-Inn aufgebaut. Hendrikje Schmidt, Verantwortliche für Volksstimme Leser-Reisen, kümmert sich um die Gäste im Bus 1, während ich auf die Reisenden für Bus 2 warte. Die Volksstimme hat für jeden eine kleine Überraschung parat. Die Frauen erhalten jeweils eine Kulturtasche. Sie ist schick, schwarz und hat eine praktische Größe. Darin versteckt ist etwas Lektüre für die Fahrt und eine Trinkflasche, die man immer wieder füllen kann. Die Männer erhalten blaue Rucksäcke mit gleichem Inhalt. Diese kommen besonders gut bei unseren Lesern an.
Mittlerweile sind alle Gäste sowie die Busfahrer Frank Kaldenbach und Winfried Peisser mit ihren Reisebussen angekommen. Das Gepäck, unsere Volksstimme Tageszeitung für die Fahrt und die Lunchpakete werden verstaut. Es ist alles präzise vorbereitet. Wir liegen perfekt in der Zeit und starten pünktlich um 9 Uhr. Beide Busse, die unser Partnerunternehmen Vetter Touristik zur Verfügung stellt, setzten sich Richtung Autobahn in Bewegung.
Wir verlassen Magdeburg. Nach 30 Minuten halten wir bei herrlichem Sonnenschein an einer Raststätte. Die Gelegenheit nutzen wir, um die Lunchpakete zu verteilen und mit den Reisenden ins Gespräch zu kommen. Einige berichten, dass sie schon mehrfach eine Abschlussfahrt mitgemacht haben. Im vergangenen Jahr ging es auf die Ostseeinsel Rügen. Erinnerungen werden wach.
Nach der stärkenden Frühstückspause geht es weiter entlang der A2. Auf dem Weg zu unserem ersten Ziel Höxter veranstalten wir in den Bussen ein Märchenrätsel. So wollen wir uns auf die grimmschen Brüder und unser Reisemotto einstimmen. Es gilt zehn Fragen zu beantworten. Den Gewinnern winken tolle Überraschungspreise.
Im niedersächsischen Höxter angekommen, werden wir von Reiseleitern empfangen. Sie führen uns zu Fuß an das Ufer der Weser. Das Wetter ist nach wie vor schön und unsere Leser lauschen den Ausführungen. Wir erfahren, warum auf der Weser im Winter runde Eisschollen treiben, dass Höxter dank wenig Industrie vom Zweiten Weltkrieg verschont blieb und was die typischen Merkmale der Weserrenaissance Architektur ausmachen. Die Stadt hat etliche farbenfrohe Fachwerkhäuser. Auch vom Blutbad in Höxter ist die Rede, dem 1634 während des 30jährigen Krieges mehr als 1500 Menschen zum Opfer fielen. Auf Wunsch der Leser: Spontan nach Corvey Nach dem historischen Streifzug verabschieden wir uns von den Reiseleitern Erika und Wilfried Röllke. Schon morgen werden wir sie wiedersehen. Sie begleiten unsere Leser-Reise entlang der Märchenstraße.
Von hier aus geht es durch eine malerische Herbstlandschaft zum Landhotel Weserblick in Beverungen. Die Hotelchefin erwartet uns schon. Alle Reisenden beziehen ihre Zimmer. Sie sind komfortabel und gemütlich und haben zum Teil einen wunderschönen Blick auf die Weser. Es ist Zeit zum Auspacken und Ausruhen bevor wir den Tag gemeinsam am großen Grünkohl-Buffet und bei netten Gesprächen ausklingen lassen. Den zweiten Tag unserer Leser-Reise Märchentour beginnen wir mit einer Planänderung.
Auf Wunsch vieler Gäste haben die Reiseleiter Erika und Wilfried Röllke spontan einen Besuch der 1200 Jahre alten Klosteranlage Corvey organisiert. Um 9.20 Uhr halten die Busse vor den Toren des romanischen Kirchenbaus und der Schlossanlage. In zwei Gruppen begehen wir die Kirche, den Schlossgarten und den angrenzenden Friedhof, auf dem sich unter anderem das Grab des Corveyer Bibliothekars und Dichters der Deutschen Nationalhymne, Hoffmann von Fallersleben befindet. Im schönen Schlossgarten schwelgen einige in Erinnerungen.
Helga und Uwe Meinicke berichten, dass sie schon zum 13. Mal mit der Volksstimme reisen. Die Märchentour wird nicht die letzte sein. Helga Czekanowski ist auch gern unterwegs. Seit ihr Mann vor zwölf Jahren verstarb, reist sie so oft sie kann. Sie bittet ihren Gatten jeden Morgen gut auf sie acht zu geben. Von Corvey aus führt unser Weg zur berühmten Porzellanmanufaktur im Schloss Fürstenberg. Es ist beeindruckend zu hören, wie aufwendig die Herstellung der zerbrechlichen Kunst ist und zu sehen, wie schön ein Tisch eingedeckt sein kann. Die Qualität des Fürstenberger Porzellans steht dem der Meissner in nichts nach. Das wusste schon Johann Friedrich Böttger, der Anfang des 18. Jahrhunderts die erste sächsische Manufaktur mitbegründete.
Auf zum Weserstein Unser nächstes Highlight ist der Weserstein – die Stelle, an der sich die Flüsse Werra und Fulda zur Weser vereinen. Das Ehepaar Gäde gönnt sich einen Blick auf die alte Kastanie an der Mündungsspitze bevor sie sich den anderen Reisenden zum Spaziergang durch die Altstadt von Hann.Münden anschließt.
Danach freuen sich alle auf die Weiterfahrt zur Sababurg. Die im Rheinhardswald gelegene Burg ist umgeben von Rosenbüschen. Hier fanden die Gebrüder Grimm einst Ort und Inspiration für ihr Märchen Dornröschen. Auch unser Besuch steht im Zeichen der Rosen. Es gibt einen Rosengruß aus süßem Kuchenteig, Rosenblütentee und selbstgemachte Rosenmarmelade. Anschließend weißt eine übergroße Rapunzel-Statue den Weg zu ihrem Turm in Trendelburg, wo sie dem Märchen zufolge ihr Haar herunter ließ, um heimlich ihren Prinzen zu treffen.
Im Bus herrscht derweil eine angenehme Ruhe. Es ist nachmittags halb fünf und im Wesertal setzt die Abenddämmerung ein. Zurück im Hotel bleiben etwas Zeit, um uns in Schale zu werfen. Um 17.30 Uhr fahren wir zum Höhepunkt unserer Märchentour. Unser Ziel ist die entlegene Bauernstube-Schenkenküche in Höxter. Hier wollen wir zünftig speisen wie es die Menschen vor über 100 Jahren taten. Unsere Reisegruppe ist beeindruckt von der Gemütlichkeit der Scheune, die von weißen Mauern und dunklen mächtigen Holzbalken umgeben ist. Feuer lodert im Kamin. Die Wände zieren Wagenräder, Holzpflüge und Hirschgeweihe. Das Gefühl mitten in einer Märchenkulisse zu sein, macht sich breit. Auf dem Buffet warten flambierter Schweinebraten, deftiges Gemüse, Krautsalat und Bratkartoffeln.
Unsere jüngste Teilnehmerin, Teenager Emma Schütz, zieht die Gewinner unseres Rätselspiels. Über den Hauptpreis – ein Märchenbuch der Gebrüder Grimm freuen sich Brunhilde Berg und Wolfgang Schirrmann. Danach wird gefeiert wie vor 100 Jahren. Holzschuhe, Schürzen und Kopfhauben sind der angemessene Look. Nach Evergreens wie dem „Holzmichel“, „Rosamunde“ und „Rot sind die Rosen“ wird ausgelassen getanzt. Ein schöner Tag mit vielen Erlebnissen geht langsam zu Ende.
Auf den Spuren des Rattenfängers von Hameln
Der Abreisetag führt uns nach einem üppigen Frühstück entlang der Märchenstraße in die berühmte Rattenfängerstadt Hameln. Strömender Regen ist für unsere gut gelaunte Reisegruppe kein Hindernis. Hendrikje hält für alle Gäste Ponchos bereit. Gut eingepackt, durchqueren wir die Hamelner Innenstadt, hören die Geschichte der entführten Kinder und besuchen das Haus, in dem damals Wilhelm Busch gastierte. Hier und da verflüchtigen sich einige unserer Leser in Cafés. Die Hartgesottenen schaffen es dennoch bis an die Uferpromenade der Weser.
Hier endet vorerst unsere Märchenreise. Die Busse gleiten über die A2 zurück nach Magdeburg, wo bereits die taxen für Transfer zur Haustür warten. Als Reiseteam verabschieden wir uns von den Volksstimme Lesern. Einige stöbern auf dem Heimweg in der neuen Reisebeilage und informieren sich über die Saisoneröffnungstour 2018. Denn im Frühjahr geht es wieder gemeinsam an die Ostsee nach Binz.