Der letzte Morgen ist angebrochen. Es scheint, als wollte mir das Wetter den Abschied von Haapala, von Finnland besonders schwer machen.
Von Mandy Hannemann
Vor dem Fenster meines so herrlich nach Holz duftendem BnB-Zimmer schneit es. Zu gern würde ich - gerade jetzt - noch einmal in die Schneeschuhe schlüpfen, durch die verschneiten Wälder stapfen, meinen Finnlandaufenthalt ein bisschen länger auskosten. Mögen es auch nur zwei Tage gewesen sein, in denen ich vor allem die besten Seiten des Winters in Finnland gesehen habe, ich ahne, weshalb es Menschen wie den Australier Greg und den Deutschen Marcus gerade in die rauen Winter Finnlands verschlagen hat: sich im Schnee auspowern und gleichzeitig tiefenentspannen. Trockene Kälte außen, feurige Saunen innen - was das Land bietet, spiegelt sich auch in seine Menschen wieder. Sie bewahren sich ihre Ursprünglichkeit, das Leben vorangegangener Generationen, und sind zugleich offen für die Visionen der Zukunft. Schließlich ist selbst das mobiles Datennetz verfügbar, wo das Auge von Horizont zu Horizont sonst nichts als Schnee und Wald sieht.
Doch es hilft nichts. Kofferpacken. Ein letzter Blick auf Finnland bleibt mir aber noch. Auf dem Weg zum Flughafen, jetzt schneit es so richtig, gibt es einen letzten Zwischenstopp in Kajaani. Stadtführung ist angesagt. Eine echte Postkarten-Schönheit ist die Hauptstadt der finnischen Provinz Kainuu nicht. Die meisten alten Häuser, die in Deutschland so beliebten nordischen, sind modernen, mehrstöckigen Gebäuden gewichen. Um Platz zu schaffen für Wohnraum. "Aber nach Finnland kommt man ja nicht des Sightseeings wegen", meint Guide Marcus. Recht hat er.
Dennoch lohnt ein Ausflug nach Kajaani - der finnischen Geschichte wegen. Am besten als Spaziergang, denn die wichtigsten Sehenswürdigkeiten liegen dicht beieinander. Die Burgruine etwa, der die Stadt ihren Namen verdankt, ist ein Überbleibsel kriegerischer Auseinandersetzungen zwischen den Schweden und den Russen. Mit dem Bau der Burg wurde 1604 begonnen, acht Jahre nach dem Frieden zwischen beiden Ländern, dem die Schweden nicht so ganz trauten. Auf einer Insel zwischen den Seen. Richtig fertig wurde die Burg nie, diente zwischenzeitlich auch als Gefängnis, um letztlich 1716 von den Russen "plattgemacht" zu werden. Heute sind nur noch Grundmauern der Burg zu sehen.
In Sichtweite liegt auch der 1840 geschaffene Teerkanal, der einzige weltweit. Im dichten Schneekleid wirkt der Kanal unscheinbar. Doch um den Teer in Fässern transportieren zu können, war er lange Zeit ein wichtiger Transportweg. Der Wasserweg ist heute nicht mehr notwendig, die Teergewinnung längst kein zentraler Wirtschaftszweig mehr. Dennoch ist Holzteer in der Kainuu-Region allgegenwärtig - als Zutat beispielsweise in herzhaften Lebensmitteln wie Brot, aber auch in Schokolade und Eis; als Bestandteil von Sauna-Aufgüssen und Pflegeprodukten. Einfach mal ausprobieren ...
Für mich geht es weiter zum Flughafen. Diesmal über die alte Straße der Region, entlang derer in der weiß-grauen Winterlandschaft immer wieder rote, blaue und gelbe Holzhäuser mit dicken Schneehauben aufleuchten. Das ist die finnische Postkarten-Idylle. Ein letzter Blick auf den zugefrorenen See werfen, der am Horizont ins Grau des Himmels übergeht. Auf Wiedersehen - hyvästi -, Finnland. Danke, dass ich hier sein durfte.
Die Reise wurde ermöglicht durch unseren Partner vianova GmbH.